Anlässlich des vierzigsten Jahrestages der Ermordung von Shlomo Lewin und Frida Poeschke hatte die Initiative vor zwei Jahren bereits gemeinsam mit anderen Akteur*innen aus der Stadtgesellschaft die Neugestaltung eines Gedenkortes gefordert. Seitdem ist nichts passiert. Nun fordert die Initiative den Erlanger Oberbürgermeister in einem Offenen Brief zum Handeln auf.
„Die 2010 eingeweihte Lewin-Poeschke-Anlage und die 2015 ergänzten Bäume mit Gedenktafel liegen zwar in der Nähe des Tatorts, sind aber als Gedenkort ungeeignet. Straßenschild und Gedenktafel entpolitisieren das Attentat und regen nicht zur Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart an. Beide stellen keine Informationen über die Tat, ihren Kontext und ihre mangelhafte Aufarbeitung bereit. Beide benennen nicht, dass Antisemitismus das Tatmotiv und ein Neonazi der Täter war“, heißt es in dem Brief an den Oberbürgermeister, den auch die Initiative Herkesin Meydani unterstützt.
Außerdem verlangt die Initiative, die Umbenennung der Bismarckstraße in Shlomo-Lewin-Straße und die Umbenennung des Lorlebergplatzes in Frida-Poeschke-Platz. Es gehöre zu einer kritischen Erinnerungskultur, immer wieder in Frage zu stellen, an welche Personen eine (Stadt-)Gesellschaft öffentlich erinnert und ihnen damit besondere Bedeutung zuweist. Werner Lorleberg, überzeugter Nationalsozialist und eifriger Befürworter des Zweiten Weltkriegs, eigne sich nicht als Orientierung und Vorbild für eine offene, demokratische und antifaschistische Stadtgesellschaft, schreibt die Inittiative. Sein bloßer Name könne auch keinen mahnenden Charakter entfalten. Dasselbe gelte für Otto von Bismarck, Wegbereiter des (deutschen) Kolonialismus und der nach innen autoritär und antisozial regiert habe.“
Die Namen Shlomo Lewins und Frida Poeschkes mahnten wegen ihres gewaltsamen Todes nicht nur, dass wir auch heute alles tun müssten, um Neonazis „das Handwerk zu legen“ (Shlomo Lewin), sondern sie stünden auch für das Überleben, für Antifaschismus und für die zivilgesellschaftliche Arbeit an einer offeneren und vielfältigen Gesellschaft.
Am 19. Dezember 1980 wurden der jüdische Verleger Shlomo Lewin und seine Lebensgefährtin Frida Poeschke in ihrer gemeinsamen Wohnung in Erlangen ermordet. Bei dem Strafprozess gegen Mitglieder der rechten Wehrsportgruppe Hoffmann, wurden die Angeklagten freigesprochen. Der Mörder Uwe Behrend, ebenfalls Mitglied der der Neonaziorganisation, galt als tot. Die Einzeltäter-These der Ermittler*innen ist allerdings höchst zweifelhaft.
Quellen: