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Erinnern heißt kämpfen. Betroffene rassistischer und antisemitischer GewaIt und Initiativen haben sich deshalb bundesweit zusammengeschlossen, um gemeinsam für Aufklärung, Gerechtigkeit, Konsequenzen und selbstbestimmtes Gedenken zu kämpfen. Hier findest du die Freundeskreise, Initiativen und Bündnisse auf einem Blick von A - Z. Wenn in dieser Auflistung etwas fehlt, melde dich bei uns.



Bündnis Death in Custody - Aufklärung der Todesumstände in Gewahrsam jetzt! — Berlin

Regelmäßig sterben Menschen in Gewahrsam oder durch Polizeischüsse. Offizielle Statistiken werden dazu nicht veröffentlicht. Die Todesfälle der letzten Zeit – Hussam Fadl, Amad Ahmad, Matiullah Jabarkhil, Rooble Warsame, William Tonou-Mbobda, Aman Alizada, Mohamed Idrissi, Ferhat Mayouf – legen aber nahe, dass Schwarze Menschen und Menschen of Color ein besonders hohes Risiko laufen, in staatlicher „Obhut“ ihr Leben zu verlieren oder durch die Polizei getötet zu werden; ein klarer Hinweis auf rassistische Strukturen. So gut wie nie werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen, im Gegenteil sind es häufig die Opfer, die noch nach ihrem Tod kriminalisiert werden, um die Täter*innen in Uniform zu entlasten. Hiergegen wendet sich die Kampagne „Death in Custody“. Sie recherchiert, dokumentiert und skandalisiert, wie häufig und kontinuierlich von Rassismus betroffene Menschen in Deutschland in Gewahrsam sterben, fordert Aufklärung, Rechenschaft und die Etablierung von effektiven Schutzmechanismen, um Tod in Gewahrsam zu verhindern, solidarisiert sich uneingeschränkt mit allen Betroffenen rassistischer Gewalt und deren Angehörigen. Death in Custody ist ein Bündnis von verschiedenen antirassistischen, antikolonialen und Antirepressions-Gruppen und Einzelpersonen in Berlin.

Bündnis Tag der Solidarität / Kein Schlussstrich — Dortmund

Am 4. April 2006 wurde Mehmet Kubaşık am helllichten Tag in seinem Kiosk in Dortmund erschossen. Gamze und Elif Kubaşık, Mehmets Tochter und Ehefrau, waren sich sicher: Die Täter müssen Nazis gewesen sein. Sie organisierten 2006 in Dortmund zusammen mit der kurdisch-alevitischen Gemeinde einen Trauermarsch. Eine öffentliche Solidarisierung mit der Familie blieb aus. Die Behörden ermittelten ausschließlich im persönlichen Umfeld der Familie. Ein halbes Jahr nach der Selbstenttarnung des NSU im Sommer 2012 hat es im Rahmen des von der Stadt Dortmund verbotenen Antifa-Camps eine Gedenk- und Diskussionsveranstaltung zum rassistischen Mord an Mehmet Kubaşık gegeben, bei der es erstmals zum öffentlichen Austausch von Antifaschist*innen und migrantischen Selbstorganisationen kam. Jedes Jahr am 4. April organisiert das Bündnis eine Demonstration vom Tatort zu einem Platz in der Nähe des Hauptbahnhofs, der seit 2019 nach Mehmet Kubaşık benannt ist.

Das Schweigen durchbrechen! — Nürnberg

Die Initiative wurde 2014 von antifaschistischen Gruppen mit dem Ziel gegründet, ein dauerhaftes Gedenken an die Opfer des NSU in Nürnberg zu etablieren. In Abgrenzung zum offiziellen Gedenken der Stadt Nürnberg wurden vor den Toren der Altstadt Gedenktafeln an den Orten angebracht, an denen Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru und İsmail Yaşar ermordet wurden. Seitdem finden jährlich Kundgebungen und symbolische Straßenumbenennungen an den drei Tatorten statt, um gemeinsam mit Antifaschisten*Innen und Antirassist*Innen den Ermordeten zu gedenken. Anlässlich des dritten Jahrestages der Selbstenttarnung des NSU thematisierte die Initiative vor dem Polizeipräsidium Mittelfranken mit einer audiovisuellen Installation das gesellschaftliche und staatliche Versagen im Umgang mit dem NSU-Komplex. Dir Nürnberger Initiative engagiert sich im bundesweiten Bündnis "NSU-Komplex auflösen" und plant für Pfingsten 2021 in Nürnberg ein Tribunal zum NSU.

Freundeskreis im Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992 — Mölln

In der Nacht auf den 23. November 1992 warfen zwei Nazis Brandsätze in zwei Häuser in der Ratzeburger Straße und Mühlenstraße in Mölln, die von türkischen Familien bewohnt wurden. Im Haus in der Mühlenstraße star-ben drei Menschen –Yeliz Arslan (10), Ayse Yllmaz (14) und Bahide Arslan (51). Neun Menschen wurden bei den Bränden schwer verletzt – unter ihnen der damals sieben Jahre alte Ibrahim Arslan. Er überlebte dank seiner Groß-mutter Bahide Arslan, die ihn in nasse Handtücher wickelte. Als Überlebender des Mordanschlages, als Betroffener und Zeitzeuge engagiert sich Ibrahim Arslan als politischer Aktivist, erzählt seine Geschichte und wird dabei vom Freundeskreis unterstützt. Seit mehr als zehn Jahren ist er unterwegs, um die Opferperspektive zu stärken und für ihre Anerkennung zu kämpfen. Er ist in Schulen zu Gast, um über Rassismus zu reden und an die Opfer rassistischer Gewalt zu erinnern, und mahnt dabei an, die Namen der Opfer und ihre Geschichten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen – denn oftmals kennen wir eher die Namen der Täter als die der Opfer. Die Gesellschaft muss sich mit den Opfern solidarisieren und ihnen wirklich zuhören. Die Stadt Mölln kritisiert er scharf, das Gedenken aus Imagegründen zu betreiben. Tatsächlich wurde die Familie Arslan jahrelang nicht an den Vorbereitungen für die Gedenkfeier beteiligt, durfte selbst keine Redner*innen bestimmen. Deswegen organisiert Ibrahim mit seiner Familie seit 2012 die Möllner Rede im Exil.

Gedenken an das Pogrom. Lichtenhagen 1992. — Rostock

Ende 2021 haben sich zivilgesellschaftliche Gruppen, Vereine und Initiativen zusammengeschlossen, um gemeinsam an das rassistische Pogrom in Rostock-Lichtenhagen zu erinnern und den Todesopfern rechter Gewalt in Rostock und Mecklenburg-Vorpommern zu gedenken und auf die Kontinuitäten des Rassismus hinzuweisen. Am 27. August 2022 fand eine bundesweite Demonstration statt.

Initiative 12. August — Merseburg

Am 12. August 1979 starben Raúl Garcia Paret und Delfin Guerra in Merseburg bei einer rassistischen Hetzjagd. Anlässlich ihres 40. Todestags gründete sich 2019 die Initiative 12. August und veranstaltete zum ersten Mal ein öffentliches Gedenken. Unser gemeinsames Anliegen ist die Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt in der DDR, unter welchen Voraussetzungen sie entstand und welche Folgen sie insbesondere für die Betroffenen bis heute hat.

Initiative 19. Februar — Hanau

In Hanau haben Überlebende, Angehörige, Freund*innen gemeinsam mit Aktivist*innen bereits wenige Tage nach dem neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet wurden, die „Initiative 19. Februar“ gegründet und ein Zentrum geschaffen, „140qm gegen das Vergessen“, direkt gegenüber einem der drei Tatorte in der Hanauer Innenstadt. „Gemeinsam schaffen wir jetzt einen Raum der Begegnung, der Erinnerung und des Vertrauens. Eine Anlaufstelle für Beratung und Vernetzung, für Unterstützung und neue Kraft. Ein Treffpunkt, in dem geschützt oder öffentlich über Trauer, über Rassismus-Erfahrungen und über Solidarität gesprochen werden kann. Unser Denkmal für die Ermordeten wird nicht in Stein gegossen – wir halten die Erinnerung lebendig und streiten für Aufklärung und Konsequenzen“, sagen die Hanauer*innen.

Initiative 2. Mai — Mannheim

Am 2. Mai 2022 überwältigten zwei Polizisten den 47- jährigen Ante P. mit Pfefferspray und Schlägen, hielten ihn am Boden auf dem Bauch liegend, fesselten ihn mit Handschellen, so dass er – laut Gutachten der Rechtsmedizin in Heidelberg – dabei erstickte. Ante P. hatte seit 33 Jahren eine psychische Erkrankung. Am Tattag hatte sein behandelnder Arzt die Polizei kontaktiert, da er besorgt war, dass Ante P. sich in Gefahr bringen könnte. Rund 70 Personen beobachteten des folgenden tödlichen polizeilichen Übergriffs am Marktplatz. Einige nahmen Videos auf – auch diesen Aufnahmen ist es zu verdanken, dass es zu einem Gerichtsprozess gegen die Polizeibeamten kam.

Initiative 6. April — Kassel

Das Anliegen der Gruppe ist die Auseinandersetzung mit den NSU-Morden, ihren Voraussetzungen und Folgen. Die Initiative 6. April will diese Taten insbesondere auf den lokalen Kontext Kassel bezogen betrachten und kritisch fragen, in was für einem gesellschaftlichen Klima dieser Terror so lange unentdeckt möglich war. Die Initiative hat darüber hinaus mit anderen antirassistischen Initiativen das bundesweite Aktionsbündnis „NSU-Komplex auflösen“ gegründet.

Initiative Amed Ahmad — Duisburg / Bonn

Der aus Syrien stammende Kurde Amed Ahmad befand sich am 6. Juli 2018 an einem Badesee in Geldern, als er von der Polizei verhaftet und inhaftiert wurden, ohne dass irgendetwas gegen der 26-Jährigen vorgelegen hätte. Er starb am 29. September 2018 nach einem Brand in seiner Zelle in der JVA Kleve. Die Aufklärung seines Todes ist geprägt von Fehlern in der Polizeiarbeit und Versuchen, sie zu vertuschen. Die Initiative wurde im Herbst 2018 gegründet. Seitdem gibt es eine Vernetzung aus Freund*innen von Amed, die ihn vor allem in Geldern kennen gelernt haben, Unterstützer*innen aus Duisburg und der Familie in Bonn. Gemeinsam wollen Gerechtigkeit für Amed. Sie wollen öffentlich Druck machen, Antworten auf die ungeklärten Fragen und Widersprüche einfordern.

Initiative DU 1984 — Duisburg / Berlin / Leipzig

Die Initiative setzt sich für die Überprüfung von Rassismus als Motiv für einen Brandanschlag vom 26. August 1984 in Duisburg-Wanheimerort, bei dem sieben Mitglieder der Familie Satır starben, ein. Die Opfer gerieten ins Visier der Fahnder und blieben mit dem Trauma allein, der Fall wurde vergessen. Als im Januar 2019 das erste gemeinsame Treffen der Initiative in Duisburg stattfand, haben Remziye, Eylem, Rukiye und Aynur beschlossen, nach 35 Jahren des Vergessen-Machens ihre Stimme zu erheben und gemeinsam für Gerechtigkeit zu kämpfen.

Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş — Berlin

Am 5. April 2012 wird Burak Bektas an einer Bushaltestelle erschossen, mitten in Neukölln. Es wirkt wie eine Hinrichtung auf offener Straße. Der Täter scheint zufällig jene Gruppe von Jugendlichen ausgewählt zu haben, in der Burak, Jamal und Alex sich mit zwei weiteren Freunden zufällig getroffen haben. An einem Ort, von dem noch kurz zuvor keiner der Jugendlichen wusste, dass sie dort stehen bleiben würden, um sich zu unterhalten. Fünf Schüsse, wortlos, niemand kann es verstehen. Auch wir haben keine Erklärung – dafür aber viele Fragen. Vor allem fragen wir uns: War Rassismus wieder das Motiv?

Initiative für ein Gedenken an Nguyen Ngo.c Châu und Đo Anh Lân — Hamburg

Durch die Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex sind Hamburger*innen auf diese „vergessenen“ Morde aufmerksam geworden. Manche haben selbst in der Geflüchtetenunterkunft in der Halskestraße gewohnt, manche, weil sie die beiden kannten, und wieder andere, weil sie schon länger antirassistische und antifaschistische Arbeit machen. Die Initiative kämpft für ein würdiges Gedenken an Nguyen Ngo.c Châu und Đo Anh Lân, einen Gedenkort und führt seit 2014 jährlich eine Gedenkkundgebung durch. Am 11. Mai 2024 wurde ein Abschnitt der Halskestraße endlich in Châu-und-Lân-Straße umbenannt.

Initiative Gerechtigkeit für Adel B. — Essen

Am 18. Juni 2019 wird Adel B. in Essen bei einem Polizeieinsatz von der Polizei erschossen. Ein Video widerlegt die Erzählung der Polizei von Notwehr. eine Familie kämpft für einen Prozess, die Justiz weigert sich bisher. Im Nachhinein wurde behauptet, Adel hätte die Polizisten mit einem Messer angegriffen. Videos, die zu dem Vorfall auftauchten, widerlegen die Lügen der Polizei. Bereits 2017 war in Essen der aus Eritrea stammende Mikael Haile von der Polizei erschossen worden. Die Polizei sprach von Notwehr, aber dafür gibt es keine Beweise. Die Initiative fordert gemeinsam mit der Familie, dass die Täter wegen Mordes, Unterschlagung von Beweisen und Falschaussage vor Gericht gestellt werden. Außerdem fordert sie die Aufklärung weitere Fälle (rassistischer) Polizeigewalt in Essen.

Initiative Hafenstraße ’96 — Lübeck

In den frühen Morgenstunden des 18. Januar 1996 brannte die Geflüchteten-Unterkunft in der Hafenstraße 52 in Lübeck. Sieben Kinder und drei Erwachsene kamen ums Leben. 39 Menschen wurden verletzt. Alles deutet darauf hin, dass die Täter*innen Neonazis waren. Auch in Lübeck wurde, ebenso wie bei den NSU-Morden oder in Solingen, zunächst ein Opfer beschuldigt. Bis heute wurden die Täter*innen nicht ermittelt. Seit dem Brand 1998 hat sich in Lübeck ein Unterstützer*innenkreis etabliert, der sich zunächst für die Rechte der Hafenstraßen-Bewohner*innen und die Aufklärung der Tat einsetzte. Das Lübecker Flüchtlingsforum hat in den vergangenen Jahren die Gedenkfeier organisiert. Die Initiative Hafenstraße‘96 organisiert jedes Jahr u.a. mit dem Lübecker Flüchtlingsforum eine Gedenkwoche, mit Informations- und Diskussionsveranstaltungen. Die Woche endet immer mit einer Demonstration, um an die Überlebenden und die Opfer zu erinnern.

Initiative in Gedenken an Oury Jalloh — Berlin

Am 7. Januar 2005 verbrannte Oury Jalloh in einer Polizeizelle in Dessau. Zwei Wochen nach Oury Jallohs Tod, organisierte die Berliner Initiative Oury Jalloh eine Demonstration in Dessau und forderte eine schnelle Aufklärung. Der Fall ist einer der großen Polizeiskandale der Nachwendezeit und beschäftigt die Justiz bis heute – und nur, weil die Initiative nicht lockerließ, in einzigartiger Weise immer wieder Beweise und Gutachten vorbrachte. Für Angehörige und Freunde ist klar: Das war Mord. Es geht dabei nicht nur um gewalttätige, rassistische Polizisten, die die Aufklärung aktiv behindern. Es geht auch um Teile der Justiz und der Politik, deren offenkundige Parteinahme dazu geführt hat, dass nicht nur der Tod Oury Jallohs, sondern auch zwei weitere Todesfälle in oder kurz nach dem Gewahrsam der Dessauer Polizeiwache bis heute unaufgeklärt sind, von Hans-Jürgen Rose und Mario Bichtemann. Kontakt: initiative-ouryjalloh(at)so36.net

Initiative in Gedenken an Semra Ertan — Hamburg / München

Semra Ertan, geboren 1957 in Mersin/Türkei, zog 1972 zu ihren Eltern, die in der Bundesrepublik als Arbeitsmigrant*innen lebten. Sie war technische Bauzeichnerin, Schriftstellerin und Dolmetscherin und schrieb über 350 Gedichte und einige Satiren. Sie beging 1982 Suizid den sie als politischen Akt, als Aufschrei gegen Rassismus, den sie öffentlich ankündigte. Ihr Tod steht im Kontext des ab den Achtzigern grassierenden Rassismus in der Bundesrepublik. In Hamburg tritt 1982 die sogenannte Hamburger Liste für Ausländerstopp bei der Bürgerschaftswahl an – als Vorläuferin einer neuen Generation rassistischer und populistischer Parteien. Semra Ertan geht gegen sie auf die Straße. Unmittelbar nach Ertans Tod demonstrieren in Hamburg um die 5.000 Personen gegen Rassismus. Im selben Jahr erscheint im WDR eine Reportage über Semra Ertan. Gemeinsam mit ihrer Mutter Zühal Bilir-Meier und weiteren Menschen, hat ihre Nichte Cana Bilir-Meier 2018 die Initiative in Gedenken an Semra Ertan in Hamburg gegründet. Im Dezember 2020 erschien ihr Gedichtband Mein Name ist Ausländer | Benim Adım Yabancı.

Initiative „Keupstraße ist überall“ — Köln

Die Kölner Initiative hat sich 2014 gegründet, um die Betroffenen dabei zu unterstützen, ihre Sicht auf die Ereignisse in den Vordergrund zu rücken, sie mit Stadtteilaktivist*innen und politischen Gruppen zu vernetzen.

Initiative kritisches Gedenken — Erlangen

Die „Initiative kritisches gedenken erlangen“ hat sich im Januar 2019 gegründet, um das antisemitische Attentat auf Shlomo Lewin und Frida Poeschke zu erinnern und aufzuarbeiten. Am 19. Dezember 1980 wurden beide in ihrem gemeinsamen Haus in Erlangen erschossen. Wenige Tage später sollte die Gründung einer jüdischen Gemeinde in Erlangen erfolgen. Lewin war Mitglied der zionistischen Untergrundorganisation „Hagana“ an und lebte nach der Staatsgründung zunächst in Israel, kehrte 1960 nach Deutschland zurück und trug dazu bei, jüdisches Leben nach der Shoah wiederaufzubauen. Er war Rabbiner, Verleger und als Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg tätig. Frida Poeschke, wurde seine Lebenspartnerin und Mitstreiterin.

Initiative München erinnern — München

Am 22. Juli 2016 ermordete ein rechter, rassistischer Täter am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München Armela Segashi, Can Leyla, Dijamant Zabërgja, Guiliano Kollmann, Hüseyin Dayıcık, Roberto Rafael, Sabine S., Selçuk Kılıç und Sevda Dağ. Die Initiative von Angehörigen und Unterstützer*innen will die den Anschlag am 22.7.2016 am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München in Erinnerung rufen und in Erinnerung behalten. Es darf nicht weiter verschwiegen werden, dass es sich bei der Tat um rechten Terror, antimuslimischen Rassismus und Antiziganismus gehandelt hat. Die Initiative will dazu beitragen, dass die Opfer nicht nur am Jahrestag erinnert werden, sondern dass sie und ihre Geschichten Bestandteil des öffentlichen Bewusstseins werden und dieser Anschlag auch bundesweit als rechter Terror anerkannt und benannt wird.

Initiative Schwarze Menschen in Deutschland

Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht die Interessen Schwarzer Menschen in Deutschland zu vertreten und für Gerechtigkeit in der Migrationsgesellschaft einzustehen. Das geht von Racial Profiling bis hin zur Umbenennung der Mohrenstraße in Berlin. Der ISD ist eine Selbstorganisation, ein geschützter Raum für Schwarze Menschen in Deutschland, um zusammenzukommen, zu redeten und sich gemeinsam zu organisieren. Entstanden ist die Initiative ist Mitte der 1980er-Jahre nahezu zeitgleich mit der Berliner Bewegung Schwarze Frauen in Deutschland. Anlass war „Farbe bekennen“, ein Buch, in dem Schwarze Frauen generationsübergreifend ihre Geschichte und Gegenwart in der deutschen Gesellschaft reflektieren. Die ISD ist Teil des Bündnisses NSU-Komplex auflösen.

Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı — Hamburg

Im Juli 1985 wurde Mehmet Kaymakçı von Neonazis ermordet, im Dezember 1985 starb Ramazan Avcı durch die brutale Gewalt von Neonazis. Bereits Anfang der 1990er forderte das „Volkshaus der Türkei in Hamburg e.V.“ eine „Ramazan-Avcı-Straße (gegen rassistische Gewalt), einem Semra-Ertan-Platz (gegen alltäglichen Rassismus) und einem Kemal-Altun-Platz (gegen Missachtung des Asylrechts)“. Die Initiative wurde 2010 als migrantischer Zusammenhang gegründet, nahm über die türkischsprachige Presse Kontakt zu den Familienangehörigen auf. So kamen Gülüstan Avcı, der Sohn Ramazan Avcı und der jüngere Bruder Süleyman Avcı zu der Gruppe. Seitdem findet die jährliche Gedenkkundgebung immer am 21. Dezember statt. 2012 wurde eine Gedenktafel eingeweiht und die beiden Haltestellen in Hamburg-Eilbeck in Ramazan-Avcı-Platz umbenannt.

KOP - Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt — Berlin

Ziel von KOP ist es, auf verschiedenen Ebenen institutionellem Rassismus entgegenzutreten und damit den rassistischen Normalzustand zu durchbrechen. Konkret befassen sich die Gruppen unter anderem mit der Polizeipraxis des Racial Profiling -, der Dokumentation und Aufklärung rassistischer Polizeiangriffe und -übergriffe sowie der Begleitung der Opfer und die Vermittlung zu Beratungsstellen.

korientation - Netzwerk für Asiatisch-Deutsche Perspektiven e. V.

korientation ist ein Netzwerk für Asiatisch-Deutsche Perspektiven mit einem gesellschaftskritischen Blick auf Kultur, Medien und Politik. Asiatisch-Deutsch benennt die thematische und politische Positionierung des Vereins und seiner Mitglieder und ist keine ethnische Identitätszuschreibung. Das Ziel ist es, vielfältige Lebenswirklichkeiten in Deutschland bewusst und sichtbar zu machen und damit Rassismus entgegenzuwirken.

Light me Amadeu — Barnim / Eberswalde

Die Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“ besteht aus jungen und älteren Menschen aus der Stadt Eberswalde, dem Landkreis Barnim und darüber hinaus, die sich mit Rassismus auseinandersetzen, gegen ihn ankämpfen und dafür neben anderen Veranstaltungen das jährliche Gedenken an die Ermordung von Amadeu Antonio organisieren. Eine Gruppe aus 50 rechtsextremen jungen Erwachsenen jagte den jungen Amadeu Antonio in der Nacht zum 25. November 1990 durch Eberswalde. Die Polizei beobachtet das Szenario und greift nicht ein. Am 6. Dezember verstarb der Angolaner.

NSU-Watch

Das NSU-Watchblog wird herausgegeben und betreut vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum. Ziel ist, die unabhängige Aufklärung rund um die Terrorzelle des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU) und ihrer rassistischen Morde voranzutreiben. Das apabiz ist in ein bundesweites und internationales Netzwerk von antifaschistischen Recherche- und Publikationsprojekten eingebunden und ist damit ein wichtiges Archiv und Publikationsorgan der aktiven antifaschistischen Bewegung.

Solidaritätskreis Justice4Mouhamed — Dortmund

Am 08.08.wurde der 16-jährige Mouhamed Lamine Dramé in der Dortmunder Nordstadt erschossen. Der Jugendliche befand sich in einer tiefen psychischen Krise, die im Zusammenhang stehen mit der Erfahrung seiner Flucht aus dem Senegal nach Deutschland, mit den konkreten Grenzregimen in der Festung Europa, mit dem Versagen deutscher Behörden im Zuge der Aufnahme Fürsorge zu leisten, mit dem Versagen von psychiatrischer und medizinischer Hilfe. Seine Betreuungspersonen riefen die Polizei, weil sie berechtigte Sorge hatten, dass Mouhamed sich selbst das Leben nimmt. Als die Polizei eintraf, saß Mouhamed allein im Hinterhof der und hielt sich ein Messer an den Bauch. Die Polizei griff ihn in einem Großaufgebot nachweislich ohne Bedrohung seinerseits und ohne Vorwarnung mit Pfefferspray und Tazer (Elektroschocker) an. Als er dann geblendet und angegriffen aufstand, erschossen sie ihn mit einer Maschinenpistole. Die Initiative fordert Aufklärung, wie so etwas passieren kann und Gerechtigkeit für Mouhamed und seine Familie!

Soligruppe 9. Oktober TEKİEZ Raum des Erinnerns und der Solidarität — Halle/Saale

Das TEKİEZ ist ein besonderer Raum. Am jüdischen Feiertag Jom Kippur, dem 9. Oktober 2019, wurde der Laden als KiezDöner Ziel eines rechtsterroristischen Anschlags. Kevin Schwarze wurde hier getötet. Wir werden Kevin Schwarze und Jana L. nie vergessen. Jeden Tag seit dem Anschlag haben Überlebende darum gekämpft, diesen besonderen Ort zu erhalten. Unterstützer_innen und Überlebende kamen hier zusammen und haben gemeinsam einen Ort des Erinnerns und der Solidarität geschaffen. Wir laden alle ein, mit uns zu gedenken und gemeinsam an einer solidarischen Gesellschaft zu bauen. Wir sind hier Montag 14 bis 17 Uhr Donnerstag 14 bis 17 Uhr Ludwig-Wucherer-Straße 12 Immer wieder finden im TEKİEZ Räume der Begegnung, künstlerische Interventionen, Treffen, Spendenaktionen, Lesungen, Ausstellungen und Podiumsdiskussionen statt. Wenn du hier etwas machen willst, sprich uns gern an, und wir schauen gemeinsam, ob es passt.

Tribunal NSU-Komplex auflösen

Das Bundesweite Aktionsbündnis ‚NSU-Komplex auflösen’ wurde 2014 von zahlreichen Initiativen und Personen aus ganz Deutschland, die sich mit strukturellen Rassismus, dem NSU-Komplex, Gedenkkultur beschäftigen und sich für Perspektiven von Betroffenen rassistischer Gewalt einsetzen, gegründet, darunter die Initiative 6. April (Kassel), Initiative ‚Keupstraße ist überall’ (Köln), Initiative zum Gedenken an Oury Jalloh (Dessau), Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektas (Berlin), Initiative ‚Das Schweigen durchbrechen’ (Nürnberg), Freundeskreis zum Gedenken an den rassistischen Brandanschlag von Mölln 1992 (Hamburg).

Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG)

Der VBRG setzt sich dafür ein, dass Betroffene rechter Gewalt bundesweit Zugang zu professionellen, unabhängigen, kostenlosen und parteilich in ihrem Sinne arbeitenden Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen erhalten. Derzeit sind 17 Beratungsstellen in 14 Bundesländern mit über 25 Anlaufstellen und Onlineberatung für Betroffene rechts, rassistisch und antisemitisch motivierter Gewalt im VBRG e.V. zusammengeschlossen. Jährlich beraten und begleiten die Mitgliedsorganisationen mit langjähriger Erfahrung und großer Expertise Hunderte Betroffene rechter Gewalttaten. Sie unterstützen die direkt Betroffenen von Angriffen, Bedrohungen, Brandanschlägen und Überfällen ebenso wie deren Angehörige, enge Bezugspersonen und Zeug*innen: kostenlos, vertraulich, vor Ort, parteilich im Sinne der Betroffenen und auf Wunsch auch anonym.