Die Umbenennung gedenkt zwei jungen Vietnamesen, die nach ihrer Flucht über das Südchinesische Meer nach Hamburg in der Geflüchtetenunterkunft Halskestraße lebten und bei einem rechtsterroristischen Angriff am 22. August 1980 ermordet wurden.
Einer der Überlebenden des rassistischen Anschlags, beschreibt die Motivation hinter der Straßenumbenennung so: „Wir Überlebenden haben die beiden fröhlichen jungen Menschen nie vergessen, doch wir mussten feststellen, dass nach wenigen Jahren schon nichts mehr an diese schreckliche Tat und die Menschen, die es traf, erinnert. Damit wurde auch schnell vergessen, wie gefährlich und allgegenwärtig Rassismus in Hamburg ist.“
Die Initiative zur Umbenennung der Straße wurde vor einem Jahrzehnt von Überlebenden und Aktivist_innen ins Leben gerufen. Trotz politischer Widerstände und Hindernisse setzte sich die Initiative hartnäckig für eine Straßenumbenennung ein. Der Bezirk Hamburg-Mitte brauchte fast 10 Jahre, um zumindest eine Teilforderung der Initiative umzusetzen.
„Die 80er Jahre waren von rassistischer Gewalt geprägt. Der Anschlag auf uns war die sechste Aktion dieser Gruppe! Doch auch nach ihrer Ergreifung ging es weiter. In Erlangen, München, aber auch in Hamburg und Umgebung“, mahnt ein Überlebender. Die Gedenkinitiative gründete sich in Reaktion auf den Mord an Süleyman Taşköprü, eines von zehn Mordopfern des NSU. „Wenn die Opfer vergessen werden, dann werden auch die Taten vergessen. Das Leid wiederholt sich für jede weitere Familie, die es trifft. Deshalb müssen wir endlich anfangen den Opfern rassistischer Gewalt zu gedenken. Das braucht öffentliche Orte!“, fasst einer der Überlebenden die Motivation zusammen.
Die Umbenennung ist ein wichtiger Schritt für die Erinnerung und Anerkennung der Opfer und Betroffenen von rassistischer Gewalt. Sie soll aber auch Anstoß sein, dass die Gesellschaft handlungsfähiger in Bezug auf eine antirassistische Alltagspraxis wird. Der Wunsch der Initiative nach einer Gedenkstätte, die auch für Bildungszwecke genutzt werden kann, bleibt bis heute unerfüllt: „Wir sind sehr glücklich, dass es diese Straße geben wird (…). Doch es bleiben Wermutstropfen: Am selben Tag, als wir die frohe Botschaft der Umbenennung erhielten, lehnten die Politiker_innen desselben Bezirks, die Schaffung eines Platzes in Gedenken an Semra Ertan auf St.Pauli ab. Das zeigt uns, wie weit wir noch zu gehen haben."
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